Montag, 4. Juli 2016

Beschreibung und Illustration des Pollensammel-Mimikrys bei Keilfleckschwebfliegen (DIPTERA : Syrphidae, Gattung Eristalis)

Dipl Biol. Peter Ulrich Zanger, CID Institut Weilmünster, 21. Juli 2016

Ein Stachel schützt, man wird nicht so leicht gefressen, wenn man sich zur Wehr setzen kann. Die allerseits bekannte Verteidigungskraft von Bienen, Wespen und Hummeln hat im „vermenschlichten“ Sinne den Respekt im Tierreich erzeugt, der es diesen staatenbildenden Insekten ermöglicht hat, große Völker mit sozialen Organisationsstrukturen, Arbeitsteilung und eindrucksvollen Bauwerken zu erzeugen und somit zur vielbeachteten Avantgarde der Insektenwelt aufzusteigen. Wer einmal die Erfahrung eines Wespenstiches gemacht hat wird für den Rest seines Lebens die schwarz-gelbe Körperfärbung der zum Stechen befähigten Insekten als Warnsignal in Erinnerung behalten. Den intuitiven Warneffekt dieser Farbkombination macht sich so auch der Mensch zu nutze, indem er beispielsweise seine Warnsignale und Warnschilder farblich entsprechend gestaltet.

Auch unter den Tieren ist das Imitieren der farblichen Körperzeichnung als gefährlich bekannter, stachelbewehrter Insektenarten zum eigenen Schutz weit verbreitet. Viele Insektenarten, die nicht mit Bienen, Wespen und Hummeln verwandt sind und über keinerlei stechende Abwehrmechanismen verfügen, lösen bei potentiellen Prädatoren einen wirkungsvollen Abschreckungseffekt aus, wenn sie farblich ähnlich gezeichnet sind, das heißt insbesondere, wenn ihr Körperende, das sogenannte Abdomen, dasselbe schwarz-gelbe Ringelmuster trägt, wie dies bei Wespen zumeist der Fall ist. Man nennt diese Aussehensähnlichkeit wissenschaftlich Mimikry. Mimikry bezeichnet allerdings jegliche Art von abschreckender Imitation, auch die Reproduktion von Raubvogelaugen auf Schmetterlingsflügeln oder die Wiederholung der Farbmusterung von Giftschlangen auf ungiftigen Reptilien, wie beispielsweise die der tropischen Korallenschlangen.

Eine besonders spezielle Imitation von Honig sammelnden Bienen ist in der Fliegen-Familie der Syrphiden zu beobachten. Die Schwebfliegen (DIPTERA : Syrphidae) sind besonders auffällig und dadurch bekannt, daß sie die Fähigkeit besitzen, wie Hubschrauber im Stillflug ruhig an einem Punkt in der Luft zu verweilen, was ihnen auch den Namen „Schwebfliegen“ zugetragen hat. In dieser Insektenfamilie ist das Wespen-Mimikry weit verbreitet, denn viele Arten sind schwarz-gelb geringelt und halten sich zudem oft in Gesellschaft von Wespen und Bienen an Doldenblüten auf.


Hier betrachten wir näher die Schwebfliegen-Gattung Eristalis (Keilfleckschwebfliegen) die mit ca. 17 Arten in Deutschland vertreten ist. Einige Arten dieser Gattung und zwar Eristalis abusiva, Eristalis arbustorum, Eristalis interrupta, Eristalis lineata und Eristalis tenax tragen deutlich und von weitem sichtbar auf dem Abdomen oberhalb des hinteren Beinpaares einen dreieckigen, leuchtend-gelben Keilfleck. Aus einigem Abstand betrachtet und wenn die Tiere sich in Bewegung befinden sind sie so schwer zu unterscheiden von  Pollen sammelnden Bienen, die die eingesammelten, gelben Blütenstaubkörner an den Pollensammelapparaten ihrer Hinterbeine transportieren und so die berühmten, gelben „Höschen“ (Corbicula) bilden. Die spezielle Farbgebung der Keilfleckschwebfliegen der Gattung Eristalis ist somit eine Pollensammel-Mimikry. Dies ist wohl auch der Grund für die deutsche Benennung von Eristalis tenax als Scheinbienen-Keilfleckschwebfliege.



Blütenpollen transportierende Wildbiene (links) mit gelben "Corbicula" an den Hinterbeinen und Pollenladung farblich durch gelbe Körperzeichnung imitierende Keilfleckschwebfliege Eristalis abusiva.
















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